Geschrieben von Daniel Kähny und Max Schlenker (Teil 4)
In den vergangenen Teilen hatten wir über die ersten 30 Jahre der Realwirtschaft "zur Sonne" in Gersbach berichtet.
Gastwirtschaft zur Sonne in Gersbach: der Anfang
Gastwirtschaft zur Sonne in Gersbach: Antrag und Concession
Gastwirtschaft zur Sonne in Gersbach: Wie geht es nach 30 Jahren weiter?
Doch wie ist es weitergegangen? Von Amts wegen datiert das nächste Schreiben auf den 26. März 1868 also etwa 100 Jahre später. Das Amt schreibt:
Weiterlesen: Gastwirtschaft zur Sonne in Gersbach: Liste der Wirte
Zu Weihnachten gibt es eine Geschichte von Onkel Fritz Kuder (geb. 1897 / gest. 1983), die vor ziemlich genau 53 Jahren im Markgräler Tagblatt veröffentlicht wurde. Auch diese Geschichte spiegelt den damaligen Zeitgeist, Erzählweise, Heimatverbundenheit und die enge Verzahnung zwischen Kirche und Bevölkerung wieder.
Weitere Geschichten von Onkel Fritz
Viel Spaß beim Lesen einer weiteren Geschichte.
Joggelis Weihnachtsbeichte (geschrieben von Fritz Kuder)
"Gell, Joggeli, Du haltsch au dy Wyhnachte." So sprach Klementine, die Ehefrau vom Joggeli und Bäuerin des Hauses, als der Joggeli grad im Begriff war, die Bauernstube zu verlassen. Das rechte Bein hatte er schon angezogen, um über die Türschwelle zu treten. In dieser Haltung blieb er stehen und drehte nur den Kopf nach links, in Richtung Klementine.
"Was häsch gsait, Klementine?" Er hatte gut verstanden, was seine Frau zu ihm sagte, aber es kam etwas überraschend für ihn, deshalb auch die starre Haltung über der Schwelle. "Jo", sagte er nur und ging in den Stall. Das Beichten fiel ihm immer schwer, wenn er auch kein extra harter Sünder war. Er hat schon mal "gedammeret", wenn etwas nicht klappte, aber das ist in Süddeutschland ja keine Sünde, mehr eine kurze Unterhaltung mit Gott und eine Bitte um Hilfe, wenn etwas nicht klappte.
Geschrieben von Daniel Kähny
Wenn ich heute jemanden fragen würde, was ein Rauchhuhn ist, wäre die Antwort wahrscheinlich irgendwo im Umfeld der Kochkunst angesiedelt. Im weitesten Sinne ist das nicht mal so falsch. Die wenigsten würden den Begriff aber mit Steuern und dem "Finanzamt" in Verbindung bringen. Die Rauchhuhnabgabe war eine Steuer bzw. Abgabe. Was es genau damit zu tun hat, erfahrt ihr im Folgenden
Geschrieben von Daniel Kähny und Max Schlenker (Teil 1)
Im Jahre 1830 gab es in Adelhausen als einzige Wirtschaft den Adler, betrieben vom Kilhofer Wirt. Nach dem wir ja bei der Gastwirtschaft zur Sonne in Gersbach gelernt haben, wie eine Beantragung einer Wirtschaftsgerechtigkeit (Konzession) im Großherzogtum funktioniert, sind wir im Staatsarchiv Freiburg auf die Akte B740/1 Nr. 2366 (Gesuch um eine Realwirtschaftsgerechtigkeit in der Gemeinde Adelhausen) von 120 Seiten Umfang gestoßen, die die Beantragung einer Gemeinde-Wirtschaftsgerechtigkeit in Adelhausen dokumentiert, mehr oder weniger erfolgeich. Aufgrund des Umfangs wird auch diese Geschichte in mehrere Teile aufgeteilt. Sie zog sich über fast zwei Jahre hin.
Weiterlesen: Der Wirtschaftsstreit in Adelhausen (1830-32): Der Anfang
Geschrieben von Max Schlenker
Geschichte wird erst so richtig erlebbar, wenn sie einen direkt betrifft oder man etwas in den Händen halten kann - und das geschieht in der Regel im Archiv. Vor Kurzem waren wir im Freiburger Staatsarchiv und haben einen netten kleinen Fund gemacht, den wir nicht vorenthalten wollen. Und wir gehen sogar davon aus, dass vielen Adelhausern vor 150 Jahren dieses Schriftstück auch bekannt war.
1848 schwappen nach der Februarrevolution in Frankreich ähnliche Gedanken in die Länder des Deutschen Bunds. In Frankfurt wird eine Nationalversammlung ausgerufen, aber in den deutschen Landen verläuft die Revolution recht unterschiedlich und kaum zusammenhängend. Letzten Endes scheitert sie mitunter deshalb.
Geschrieben von Daniel Kähny
Dolinen findet man auf dem Dinkelberg recht häufig und sie können sehr steil und tief sein. Eine der bekannteren auf dem Dinkelberg ist das "Tiefe Loch" im Gewann Jungholz. Sie liegt in der Nähe des Weges von Adelhausen nach Wiechs bzw. Nordschwaben. Mit meinem Vater waren wir als Kinder sehr oft auf dem Dinkelberg unterwegs. Wenn wir auf dem Weg von Adelhausen nach Wiechs waren, kam immer wieder die gruselige Geschichte eines Mannes, der angeblich in diesem Wald erschlagen wurde und dann in eine große Doline (das "Tiefe Loch") geworfen wurde. Als man ihn ein paar Monate später fand, soll der Tote Namens Kreuz, der angeblich ein französischer Deserteur aus dem 1. Weltkrieg war, tot auf einem Absatz gesessen sein und den Kopf mit der Hand gestützt haben. Wir dachten immer, das sei eine erfundene Geschichte, um uns abzuhalten, in Dolinen zu klettern. Außerdem gab es immer wieder eine andere Version der Geschichte. 50 Jahre nach diesen Ausflügen bin ich bei einer Recherche im Staatsarchiv Freiburg auf die Akte A 26/2 Nr. 261 1-3 mit dem Titel „Mord, Anstiftung zum Mord (am Fabrikarbeiter Ludwig Creutz, Rheinfelden)“ gestoßen. Es gab diesen Fall tatsächlich und er geschah in der Nacht vom 23. auf den 24. Februar 1919 gegen Mitternacht. Nach mehr als hundert Jahren sind die Akten für alle zugänglich. Was war tatsächlich passiert? Die Akte umfasst weit über 100 Seiten. Man sieht, dass die Mordkommissionen schon in dieser Zeit akribisch gearbeitet hatten. Ich verpasse jetzt den "Tatort im Ersten", aber das Lesen der Akte ist viel spannender.
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